Persönlicher Bereich

“Cool Map” und “Hitzesprudel”

Klimawandel ist nicht nur auf der Agenda, sondern hat schon erste Projekte mit Erfolg auf den Weg gebracht. Im Interview erklärt Stadtklimaexperte Andreas Henrich, was der Landkreis und die Stadt Ludwigsburg für die Bürger, aber auch für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst unternehmen.

Autor Holger Toth, Universum Verlag

Andreas Henrich arbeitet bei der Stadt Ludwigsburg im Referat Stadtentwicklung, Klima und Internationales.
Der Projektleiter für Klimaanpassungsmaßnahmen hat im Bachelor AgrarBiologie und im Master Earth and Climate System Science studiert, wobei er seine Masterarbeit zum Thema „Stadtklima“ geschrieben hat.

Foto: © Stadt Ludwigsburg

Andreas Henrich: Schwerpunkte sind die klimaangepasste Stadtentwicklung, aber auch die klimaangepasste Verwaltung. Die zentrale Frage ist, wie wir die Hitzebelastung reduzieren können, außerdem die Folgen von Extremwetterereignissen wie Gewitter, Sturm oder Starkregen – für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch insgesamt für die Stadt. Der Landkreis Ludwigsburg hat unter Beteiligung der Stadt Ludwigsburg im Jahr 2024 einen Hitzeaktionsplan aufgelegt. Er enthält zum Beispiel konkrete Maßnahmenpläne für Einrichtungen wie Kitas, Schulen und Pflegeeinrichtungen. Außerdem eine digitale „Cool Map“, die von der Stadt Ludwigsburg initiiert und übernommen wurde. Das ist eine interaktive Karte, die online zugänglich ist und öffentliche, kühle Orte oder Zugänge zu Trinkwasser im Landkreis zeigt.

Henrich: Davon sind natürlich vor allem die Beschäftigten betroffen, die viel im Freien arbeiten. Also die Kolleginnen und Kollegen vom Fachbereich Tiefbau und Grünfläche sowie den technischen Diensten Ludwigsburg, die sich beispielsweise um die Pflege von öffentlichen Grünflächen oder um den Straßenunterhalt kümmern.
Aber auch die pädagogischen Fachkräfte in Kitas, wenn sie mit den Kindern auf Spielplätze gehen.

Henrich: Es gibt für alle Fachbereiche Handreichungen, wie man mit der Arbeit unter Hitze umgeht. Die Beschäftigten, die draußen arbeiten, bekommen Sonnencreme sowie UV-Schutzkleidung und Kopfbedeckungen zur Verfügung gestellt. Außerdem können die Mitarbeiter im Sommer schon um 6 Uhr anfangen und entsprechend früher Feierabend machen, bevor es zu heiß wird. Wir können zusätzlich mobile Sonnensegel für die Arbeit im Freien aufstellen, das ist zum Beispiel auch auf dem Außengelände von Kitas oder auf Schulhöfen möglich. Für die Beschäftigten mit Bürotätigkeiten gibt es die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten. Außerdem haben wir den sogenannten „Hitzesprudel“ eingeführt: Alle Angestellten, egal ob sie draußen oder drinnen arbeiten, können während Hitzeperioden Mineralwasser bestellen.

Henrich: Bei vielen denkmalgeschützten Gebäuden ist es nicht so einfach. Bei den Neubauten achten wir aber bereits auf die Ausrichtung der Gebäude, auf Verschattungsmöglichkeiten, auf die Begrünung von Fassaden und Dächern oder die Errichtung von Solar-Gründächern. Denn Grünflächen haben einen kühlenden Effekt.

Henrich: Wir haben beispielsweise in diesem Jahr einen Parkplatz im Innenhof des Rathauses entsiegelt und begrünt. 2014 haben wir am Rande des Rathausplatzes das sogenannte „Grüne Zimmer“ eröffnet. Seine „Wände“ bestehen aus 7.000 Stauden und 40 Platanen So haben wir schattige, kühlende Ruheorte geschaffen für die Bürgerinnen und Bürger – aber auch für die Beschäftigten, die dort auf den Bänken und Stühlen gerne ihre Mittagspause verbringen.

Henrich: Zum einen haben wir eine Plakataktion gemacht, um verschiedene Zielgruppen zu erreichen – seien es Beschäftigte in Kitas oder Pflegeheimen, seien es Senioren oder Sportler. Darauf zeigen wir das richtige Verhalten auf, also zum Beispiel Sonne meiden oder ausreichend trinken. An heißen Tagen weisen wir die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über das Intranet und über einen „Teams“-Kanal gezielt darauf hin, die eigenen Verhaltensweisen in Hitzeperioden anzupassen.

Außerdem machen wir einmal im Jahr einen Hitzeaktionstag, an dem Fachleute Tipps geben, wie man gut durch die heißen Tage kommt.

Henrich: Es ist auf jeden Fall sehr wichtig, um für die Bürgerinnen und Bürger lebenswert zu sein. Aber auch, um als Arbeitgeber attraktiv zu sein und gutes Personal anzuziehen.


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