Spielerisch zu mehr Arbeitsschutz
Stellen Sie sich vor: Die Arbeitsschutzunterweisung steht auf der Agenda und die Teilnehmenden kommen gern, arbeiten mit, haben Spaß und lernen sogar noch etwas. Hand aufs Herz: Läuft es bei Ihnen so ab? Falls nicht, wäre Gamification eine geeignete Methode.
Spielerische Elemente nutzen, um ein ernstes Thema zu bearbeiten: Das steckt hinter Gamification. Auch im Bereich der Arbeitsschutzunterweisung ist das ein interessanter Ansatz. Zumal Gamification kombiniert mit einer Prise Kreativität und Humor für eine höhere Beteiligung und mehr Leichtigkeit bei einem vermeintlich trockenen Thema sorgt.
Der Umfang kann variieren: Vom fünfminütigen Online-Quiz über ein komplexes, ganztägiges Planspiel bis hin zum Jahreswettbewerb, bei dem Gruppen gegeneinander antreten und spielerisch Punkte sammeln können, ist alles denkbar. Außerdem funktionieren die meisten Spiele sowohl online als auch offline.
Gamification ist ein Trendthema im Arbeitsschutz.
Das Prinzip dahinter: Gamification macht sich zunutze, dass Menschen gern spielen und im „Spielmodus“ offener und kreativer werden. So können auch Beschäftigte für komplexe Themen wie Arbeitssicherheit begeistert und motiviert werden. Schließlich schafft Gamification eine emotionale Komponente, die im beruflichen Kontext zwischen Vorschriften und Anordnungen häufig fehlt.
Aus Sicht der Psychologie gilt es dabei vor allem eines zu berücksichtigen: Menschen haben unterschiedliche Motivationen – manche streben vor allem nach Kompetenzerwerb, andere nach Einflussnahme und einige nach sozialem Anschluss. In der Praxis sind die meisten von uns „Motivations-Mischtypen“ mit unterschiedlich ausgeprägten Anteilen der drei Motivationen. Übersetzt in den Bereich Gamification bedeutet das: Es gibt Menschen, die beim Spielen etwas lernen und sich verbessern möchten. Eine zweite Gruppe zielt darauf ab, gegen andere zu gewinnen. Und eine dritte Gruppe genießt beim Spielen vor allem das soziale Miteinander.
Das große Potenzial von Gamification
Wenn immer wieder der gleiche Foliensatz in einer Unterweisung gezeigt wird, schaltet das Gehirn der Beteiligten automatisch ab. Sie wechseln in den Schlafmodus. Schließlich kennen sie alles, was jetzt kommt.
Der Trick: Schon kleine Veränderungen können zu einem Überraschungseffekt führen. Spielerisch werden altbekannte Muster durchbrochen und neue Sichtweisen ermöglicht. Der Einsatz von Gamification erhöht die Aufmerksamkeit der Menschen deutlich.
Das Phänomen lässt sich auch psychologisch und neurophysiologisch erklären: Durch die soziale Interaktion beim Spielen haben Menschen gemeinsam Spaß und fühlen sich miteinander verbunden. Dies führt zur Ausschüttung von Glückshormonen sowie zu mehr Kreativität und Offenheit. So ist Gamification in der Lage, eine Eigendynamik auszulösen. Besonders wertvoll ist es, wenn Beteiligte selbstständig neue Ideen und Spiele weiterentwickeln.
Gamification kann eine Eigendynamik auslösen – auch in Sachen Arbeitsschutz.
Durch das gemeinsame spielerische Erarbeiten selbst eines komplexen Themas wie Arbeitsschutz wird also ein Erlebnis geschaffen. Nichtsdestotrotz kommt das Lernen der Inhalte dabei nicht zu kurz. Im Gegenteil: Auf diese Art und Weise werden Inhalte noch besser bei den Beteiligten gefestigt und können anschließend problemlos in der Praxis umgesetzt werden.
Vorbehalte gegen Gamification
Was aber, wenn Beschäftigte nicht direkt aufgeschlossen sind, sondern mit Skepsis oder gar Ablehnung reagieren? Zunächst einmal: Die meisten Menschen spielen gern – wenn der Rahmen stimmt. Manche sind jedoch vielleicht erst einmal skeptisch gegenüber der spielerischen Vorgehensweise von Gamification: Lieber würden sie die Unterweisungen auf „klassische“ Weise durchziehen, unterschreiben und das ganze Thema Arbeitsschutz schnell hinter sich bringen.
Sollten Sie als unterweisende Person Gamification einsetzen wollen, ist Ihre Einstellung zu der Methode von großer Bedeutung. Die Teilnehmenden merken sofort, wenn Sie Gamification selbst als unangenehm empfinden. Dann ist das Risiko groß, dass nicht gleich alle mitmachen wollen.
Machen Sie sich klar, dass Sie sich in Ihrer Rolle wohlfühlen müssen. Sie sollten also ein Spiel wählen, das zu Ihnen passt und das Sie authentisch rüberbringen können. Wenn die Einstellung passt, wird es nicht viel Verweigerung geben.
Erste Schritte zu Gamification
Sind Sie jetzt Feuer und Flamme und fragen sich: Wie könnte die nächste Arbeitsschutzunterweisung spielerischer durchgeführt werden? Was sind die ersten Schritte? Hier die wichtigsten Tipps:
- Wenn Gamification zum ersten Mal zum Einsatz kommt, empfiehlt es sich, eine Gruppe auszuwählen, die Ihnen zugewandt und für Neues offen ist.
- Machen Sie es sich leicht, schließlich macht Übung den Meister und am besten fangen Sie dort an, wo Sie wenig Widerstand erwarten! Prüfen Sie im Vorfeld genau, wer da vor Ihnen sitzen wird. Ist es die erste Unterweisung für den Teilnehmerkreis (zum Beispiel neue Mitarbeitende und/oder Auszubildende) oder ist es eine Wiederholung?
Daraus leitet sich ab, welche Vorgehensweise sinnvoll ist. Bei einer Erstunterweisung könnten Sie zunächst Wissen vermitteln und später beispielsweise mit einem Quiz prüfen. Wenn es sich jedoch um eine Wiederholungsunterweisung handelt, könnten Sie mit einer ABC-Liste das vorhandene Wissen abfragen und fehlendes ergänzen.
Schließlich ist es aus lernpsychologischer Sicht sinnvoll, Methoden zur Wissensvermittlung sowie die Darstellung der Inhalte zu variieren. So bleibt das Gehirn wach und das Thema wird gefestigt.
Die meisten Menschen spielen gern, wenn der Rahmen stimmt.
- Denken Sie außerdem daran, dass es eine Maßnahme sein sollte, die Ihnen als moderierender Person selbst Spaß macht – ob das nun ein Quiz, ein Escape-Game, eine Schnitzeljagd oder ein Rätsel ist.
- Zu guter Letzt: Neues Jahr, neues Spiel. Setzen Sie in diesem Jahr in Ihren Unterweisungen oder in einem Meeting doch ein spielerisches Element ein. Freuen Sie sich auf eine Menge Spaß und Aha-Effekte.
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