Glossar
Aerosol
ist ein Stoffgemisch, das aus einem gasförmigen Dispersionsmittel und flüssigen oder festen (kolloiden) Bestandteilen besteht. Die dispersen Bestandteile bezeichnet man als Schwebstoffe.
Akzeptanzrisiko
ist eine stoffübergreifende Größe, die die statistische Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer Krebserkrankung in Höhe von 4 : 100 000 angibt. Übergangsweise gilt der Wert 4 : 10 000. [TRGS 910 Nr. 2 (2)]
Akzeptanzkonzentration
ist eine stoffspezifische Größe, der für bestimmte krebserzeugende Stoffe im Rahmen des Maßnahmenkonzeptes in der TRGS 910 festgelegt ist. Es ist die Konzentration eines Stoffes in der Luft am Arbeitsplatz, die über seine Exposition-Risiko-Beziehungen (ERB) dem Akzeptanzrisiko entspricht. Bei Unterschreitung wird das Risiko einer Krebserkrankung als gering und akzeptabel angesehen. Akzeptanzkonzentrationen werden in der TRGS 910 veröffentlicht.
Aspirationsgefahr
bezeichnet das Eindringen eines flüssigen oder festen Stoffes oder Gemisches direkt über die Mund- oder Nasenhöhle oder indirekt durch Erbrechen in die Luftröhre und den unteren Atemtrakt. Es kommt zu schweren akuten Schäden der Lunge: Irreversible Schäden und auch ein tödlicher Verlauf sind möglich.
Arbeitsplatzgrenzwert
ist der Grenzwert für die zeitlich gewichtete durchschnittliche Konzentration eines Stoffes in der Luft am Arbeitsplatz in Bezug auf einen gegebenen Referenzzeitraum. Er gibt an, bis zu welcher Konzentration eines Stoffes akute oder chronische schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit im Allgemeinen nicht zu erwarten sind. [§ 2 Abs. 8 GefStoffV]
ATP
Abkürzung für Adaption to Technical Progress. Mit Veröffentlichung von ATP werden europäische Vorschriften, z. B. die CLP-Verordnung, laufend dem technischen Fortschritt angepasst.
Biologischer Grenzwert
ist der Grenzwert für die toxikologisch-arbeitsmedizinisch abgeleitete Konzentration eines Stoffes, seines Metaboliten oder eines Beanspruchungsindikators im entsprechenden biologischen Material. Er gibt an, bis zu welcher Konzentration die Gesundheit der Beschäftigten im Allgemeinen nicht beeinträchtigt wird. [§ 2 Abs. 9 GefStoffV]
Biomonitoring
ist die Untersuchung biologischen Materials der Beschäftigten zur Bestimmung von Gefahrstoffen, deren Metaboliten oder deren biochemischen beziehungsweise biologischen Effektparametern. Die Erkenntnisse aus dem Biomonitoring können eine wichtige Informationsquelle zur Beurteilung der Wirksamkeit vorhandener Schutzmaßnahmen sein.
CAS-Nummer
Internationaler Bezeichnungsstandard für chemische Stoffe. CAS-Nummern werden vom Chemical Abstract Service mit Sitz in Ohio, USA, vergeben.
CLP-Verordnung
Abkürzung der Verordnung (EG) 1272/2008 Regulation on Classification, Labelling and Packaging of Substances and Mixtures. Die Verordnung wird auch GHS-Verordnung genannt, weil sie das Globally Harmonised System of Classification and Labelling of Chemicals der Vereinten Nationen in die EU implementiert. Sie ist seit 2009 in Kraft.
CMR
Abkürzung für karzinogen (krebserzeugend), keimzellmutagen (erbgutverändernd) und reproduktionstoxisch (fortpflanzungsgefährdend).
DNEL
Abkürzung für Derived No-Effect Level. Der DNEL-Wert bezeichnet die Expositionshöhe, unterhalb derer ein Stoff zu keiner Beeinträchtigung der menschlichen Gesundheit führt. Der Expositionsgrenzwert stammt aus der REACH-Verordnung. [Anhang 1 Nr. 1.0.1 Verordnung (EG) 1907/2006]
ECHA
Abkürzung für die European Chemicals Agency. Die Europäische Chemikalienagentur mit Sitz in Helsinki soll die Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe (REACH-Verfahren) verwalten.
EINECS
ist das europäische Altstoffverzeichnis mit über 100 000 Stoffeintragungen (European Inventory of Existing Chemical Substances). Dieses Verzeichnis enthält die endgültige Liste aller Stoffe, bei denen davon ausgegangen wird, dass sie sich am 18. September 1981 in der Europäischen Gemeinschaft im Verkehr befanden.
Einstufung
ist die Bewertung eines Stoffes oder Gemisches nach den Kriterien der CLP-Verordnung (Anhang I) und die daraus resultierende Zuordnung zu einer oder mehreren Gefahrenklassen und -kategorien. EU-weit harmonisierte Einstufungen enthält Anhang VI der CLP-Verordnung. Eine Einstufung von Stoffen als krebserzeugend, keimzellmutagen oder reproduktionstoxisch erfolgt auch in der TRGS 905.
ELINCS
ist das europäische Verzeichnis der neuen Stoffe, d. h. der Stoffe, die nach dem 18. September 1981 in der Europäischen Gemeinschaft in Verkehr gebracht wurden (European List of Notified Chemical Substances).
Sie unterscheiden sich von alten Stoffen u. a. dadurch, dass sie bei einer Anmeldestelle in der Europäischen Union angemeldet worden sind.
Erzeugnis
Gegenstand, der bei der Herstellung eine spezifische Form, Oberfläche oder Gestalt erhält, die in größerem Maße als die chemische Zusammensetzung seine Funktion bestimmt. [Art. 2 Nr. 9 Verordnung (EG) 1272/2008]
Exposition (inhalativ)
Die inhalative Exposition ist das Vorhandensein eines Gefahrstoffs in der Luft im Atembereich des Beschäftigten. Gefahrstoffe können in Form von Gasen, Dämpfen, Nebeln, Stäuben, Rauchen, Fasern und Partikel/Dampf-Gemischen in der Luft auftreten. Das Ausmaß der inhalativen Exposition wird durch die Konzentration des Gefahrstoffs in der Luft und den zugehörigen zeitlichen Bezug (Dauer der Exposition) beschrieben. [TRGS 402 Nr. 2 (3)]
Exposition-Risiko-Beziehungen (ERB)
Die ERB eines krebserzeugenden Stoffes beschreibt den Zusammenhang zwischen der Stoffkonzentration (inhalative Aufnahme) und der statistischen Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer Krebserkrankung. Bezugszeitraum für das Risiko ist die gesamte Lebenszeit (Lebenszeitrisiko). [TRGS 910 Nr. 2 (1)]
Explosionsfähiges Gemisch
Gemisch aus brennbaren Gasen, Dämpfen, Nebeln oder aufgewirbelten Stäuben und Luft oder einem anderen Oxidationsmittel, das nach Wirksamwerden einer Zündquelle in einer sich selbsttätig fortpflanzenden Flammenausbreitung reagiert, sodass im Allgemeinen ein sprunghafter Temperatur- und Druckanstieg hervorgerufen wird. [§ 2 Abs. 10 GefStoffV]
Feuchtarbeit
Tätigkeiten, bei denen Beschäftigte einen erheblichen Teil ihrer Arbeitszeit Hautkontakt mit Wasser oder wässrigen Flüssigkeiten haben oder häufig die Hände waschen oder diese Tätigkeiten im Wechsel mit dem Tragen flüssigkeitsdichter Schutzhandschuhe erfolgen. Das ausschließliche Tragen von flüssigkeitsdichten Schutzhandschuhen ist keine Feuchtarbeit. [TRGS 401 Nr. 2 (8)]
Gefahrenklasse
Art der physikalischen Gefahr, der Gefahr für die menschliche Gesundheit oder der Gefahr für die Umwelt. [Art. 2 Nr. 1 Verordnung (EG) Nr. 1272/2008]
Gefahrenkategorie
Untergliederung nach Kriterien innerhalb der einzelnen Gefahrenklassen zur Angabe der Schwere der Gefahr. [Art. 2 Nr. 2 Verordnung (EG) Nr. 1272/2008]
Gefahrenpiktogramme
geben in grafischer Form erste warnende Hinweise auf gefährliche Eigenschaften von Stoffen und Gemischen. Gefahrenpiktogramme sind Kennzeichnungselemente der CLP-Verordnung. Es sind rautenförmige Piktogramme mit rotem Rand und schwarzem Symbol auf weißem Hintergrund.
GHS
Abkürzung für Globally Harmonised System of Classification and Labelling of Chemicals (Global Harmonisiertes System zur Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien). Mit GHS soll die Einstufung und Kennzeichnung von gefährlichen Stoffen langfristig in allen Ländern der Erde vereinheitlicht werden. Die Verordnung zur Einführung von GHS in Europa, Verordnung (EG) 1272/2008 – GHS- oder CLP-Verordnung genannt – ist am 20. Januar 2009 in Kraft getreten.
Gemisch
Gemische oder Lösungen, die aus zwei oder mehr Stoffen bestehen. [Art. 2 Nr. 8 Verordnung (EG) Nr. 1272/2008]
Händler
Natürliche oder juristische Person mit Sitz in der Gemeinschaft, die einen Stoff als solchen oder in einem Gemisch lediglich lagert und an Dritte in Verkehr bringt; darunter fallen auch Einzelhändler. [Art. 2 Nr. 20 Verordnung (EG) Nr. 1272/2008]
H-Satz
Gefahrenhinweis (englisch: hazard statement) auf der Verpackung und in den Sicherheitsdatenblättern von Chemikalien: Textaussage zu einer bestimmten Gefahrenklasse und Gefahrenkategorie, die die Art und gegebenenfalls den Schweregrad der von einem gefährlichen Stoff oder Gemisch ausgehenden Gefahr beschreibt. [Art. 2 Verordnung Nr. 5 (EG) 1272/2008]
Inverkehrbringen
Entgeltliche oder unentgeltliche Abgabe an Dritte oder Bereitstellung für Dritte. Die Einfuhr gilt als Inverkehrbringen. [Art. 2 Nr. 18 Verordnung (EG) 1272/2008]
Lagern
ist das Aufbewahren zur späteren Verwendung sowie zur Abgabe an Andere. Es schließt die Bereitstellung zur Beförderung ein, wenn die Beförderung nicht binnen 24 Stunden nach der Bereitstellung oder am darauffolgenden Werktag erfolgt. Ist dieser Werktag ein Samstag, so endet die Frist mit Ablauf des nächsten Werktages. [§ 2 Abs. 6 GefStoffV]
LD50-Wert
Für ein bestimmtes Lebewesen tödliche Dosis eines bestimmten Stoffes oder einer bestimmten Strahlung (letale Dosis). Der LD50-Wert bezeichnet dabei die Dosis, die für 50 Prozent der beobachteten Population (meist Ratten) tödlich ist. Je nach Aufnahmeweg gibt es verschiedene Werte: orale (durch Verschlucken), subkutane (über die Haut) oder intravenöse (im Blut). Die Einheit wird angegeben in mg Stoff/kg Körpergewicht.
P-Satz
Sicherheitshinweis (englisch: precautionary statement) auf der Verpackung und in Sicherheitsdatenblättern von Chemikalien: Textaussage, die eine (oder mehrere) empfohlene Maßnahme(n) beschreibt, um schädliche Wirkungen aufgrund der Exposition gegenüber einem gefährlichen Stoff oder Gemisch bei seiner Verwendung oder Beseitigung zu begrenzen oder zu vermeiden. [Art. 2 Nr. 6 Verordnung (EG) 1272/2008]
REACH
Abkürzung für Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals (Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung von Chemikalien). Die entsprechende Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 (REACH-Verordnung) ist am 1. Juni 2007 in Kraft getreten.
Sachkunde
Sachkundig ist, wer seine bestehende Fachkunde durch Teilnahme an einem behördlich anerkannten Sachkundelehrgang erweitert hat. In Abhängigkeit vom Aufgabengebiet kann es zum Erwerb der Sachkunde auch erforderlich sein, den Lehrgang mit einer erfolgreichen Prüfung abzuschließen. Sachkundig ist ferner, wer über eine von der zuständigen Behörde als gleichwertig anerkannte oder in dieser Verordnung als gleichwertig bestimmte Qualifikation verfügt. [§ 2 Abs. 17 GefStoffV]
Schwebstoffe
Zu den Schwebstoffen gehören Staub, Rauch und Nebel. Staub ist eine disperse Verteilung fester Stoffe in Luft, entstanden durch mechanische Prozesse oder durch Aufwirbelung. Rauch ist eine disperse Verteilung fester Stoffe in Luft, entstanden durch thermische und/oder durch chemische Prozesse. Nebel ist eine disperse Verteilung flüssiger Stoffe in Luft, entstanden durch Kondensation oder durch Dispersion. [TRGS 900 Nr. 1 (4)]
Signalwort
ist ein Kennzeichnungselement der CLP-Verordnung. Es gibt Auskunft über den relativen Gefährdungsgrad eines Stoffes oder Gemisches. „Gefahr“ steht für die schwerwiegendere, „Achtung“ für die weniger schwerwiegendere Gefahrenkategorie.
Stoff
Chemisches Element und seine Verbindungen in natürlicher Form oder gewonnen durch ein Herstellungsverfahren, einschließlich der zur Wahrung seiner Stabilität notwendigen Zusatzstoffe und der durch das angewandte Verfahren bedingten Verunreinigungen, aber mit Ausnahme von Lösungsmitteln, die von dem Stoff ohne Beeinträchtigung seiner Stabilität und ohne Änderung seiner Zusammensetzung abgetrennt werden können. [Art. 2 Nr. 7 Verordnung (EG) Nr. 1272/2008]
STOT
Abkürzung für specific target organ toxicity (Spezifische Zielorgan-Toxizität). Die Gefahrenklasse nach CLP-Verordnung bezeichnet alle eindeutigen Auswirkungen auf die Gesundheit, die Körperfunktionen beeinträchtigen können, aber nicht zum sofortigen Tod führen. Unterschieden wird die Spezifische Zielorgan-Toxizität nach einmaliger Exposition (SE) und nach wiederholter Exposition (RE).
Substitution
Ersatz eines Gefahrstoffs, eines biologischen Arbeitsstoffs oder eines Verfahrens durch einen Arbeitsstoff oder ein Verfahren mit einer insgesamt geringeren Gefährdung für den Beschäftigten.
Toleranzrisiko
ist eine stoffübergreifende Größe, die die statistische Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer Krebserkrankung in Höhe von 4:1 000 angibt. [TRGS 910 Nr. 2 (4)]
Toleranzkonzentration
ist eine stoffspezifische Größe, die für bestimmte krebserzeugende Stoffe in der TRGS 910 festgelegt ist. Es ist die Konzentration eines Stoffes in der Luft am Arbeitsplatz, die über seine Exposition-Risiko-Beziehungen (ERB) dem Toleranzrisiko entspricht. Bei Überschreitung wird das Risiko einer Krebserkrankung als hoch und nicht tolerabel angesehen. [TRGS 910 Nr. 2 (5)]
VSK
ist die Abkürzung für Verfahrens- und stoffspezifische Kriterien (VSK) gemäß GefStoffV. VSK geben dem Arbeitgeber für definierte Tätigkeiten mit Gefahrstoffen praxisgerechte Festlegungen im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung. Sie enthalten eine Beschreibung geeigneter Schutzmaßnahmen und Vorgaben zur Wirksamkeitskontrolle. Ein Verzeichnis der vom Ausschuss für Gefahrstoffe als VSK anerkannten standardisierten Arbeitsverfahren enthält die TRGS 420.
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