Schutzeinrichtung – wozu denn das?

Diese dumme Frage stellen sich viel zu viele Beschäftigte und meinen, sie kämen auch ohne aus. Eine fatale Fehleinschätzung, wie die vielen Unfälle durch manipulierte Schutzeinrichtungen zeigen – so auch das folgende Beispiel.

Zur Sicherheit eingezäunt!

Der Mann war schnell, aber der Roboterarm war schneller! Nur bei geschlossener Tür sollte er tätig sein, der Beschäftigte hatte aber mit einer Metalllasche die Verriegelung überbrückt. Er betrat den Käfig bei arbeitendem Roboterarm, wurde von diesem erfasst und schwer verletzt. Im Nachgang zeigte sich, dass fast alle Beschäftigten dieses Betriebs eine entsprechende Lasche in der Tasche hatten.

Selbstgefährdung – warum?

Wer Schutzeinrichtungen manipuliert, verliert: schlimmstenfalls sein Leben!

Schutzeinrichtungen sollen die Gesundheit und das Leben der Beschäftigten schützen. Warum verzichten Beschäftigte freiwillig auf diese Sicherheit und gefährden sich so selbst? Lauter kleine Masochisten? Tatsächlich gibt es einen scheinbar rationalen Grund für dieses widersinnige Verhalten: Ohne Schutzeinrichtung geht die Arbeit oft schneller – im Beispiel hätte der Roboter für die Dauer des Zutritts stillgestanden – und die Beschäftigten meinen, mit schnellerem Arbeiten ihre Vorgesetzten zu beeindrucken.

Eine Milchmädchenrechnung! Die durch die Manipu­la­tion von Schutzeinrichtungen scheinbar gewonnene Zeit geht bei einem Unfall um ein Vielfaches wieder verloren. Im angeführten Beispiel fiel der Verletzte für drei Mona­te aus, der Roboter stand über eine Woche still und die Zeit für die Unfalluntersuchung sowie die notwendi­gen folgenden Unterweisungen lag auch im Wochenbereich!

Schlüsselfaktor Vorgesetzte

Mehr als 50 Prozent der Befragten waren laut einer Umfrage des Instituts für Arbeitsschutz der DGUV (IFA) von 2022 davon überzeugt, dass ihre Vorgesetzten von Manipulationen an Schutzeinrichtungen wussten. Das ist krasses Führungsversagen und kann arbeits- und strafrechtlich geahndet werden.


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Header- und Vorschaubild: DASA – Andreas Wahlbrink